Die alten Mondholz-Regeln

Was ist Mondholz?

Als Mondholz bezeichnet man Holz, das zu einem bestimmten Zeitpunkt nach dem Mond gefällt wurde. Diese Zeitpunkte sind in Mondholz-Regeln beschrieben. In diesen regeln werden Fälltermine anhand der Stellung und der Mondphase angegeben. Dem Mondholz wird nachgesagt, besonders gute Qualität zu besitzen.

Der Fällzeitpunkt alleine garantiert allerdings noch nicht, dass sich diese guten Eigenschaften im Endprodukt auch wiederfinden. Eine richtige Trocknung, Lagerung und Verarbeitung des Holzes ebenfalls entscheidend.

Daher wird von den Verwendern des Begriffs „Mondholz“ als Qualitätskennzeichen die fachgerechte weitere Behandlung nach der Holzernte als selbstverständlich vorausgesetzt.


Warum „Mondholz“?

Holz war, ist und bleibt ein wichtiger Rohstoff um Häuser, Möbel, Werkzeuge und vieles mehr zu bauen. Für die meisten Zwecke ist es besonders wichtig, dass das Holz nicht an Volumen verliert, sich nicht verzieht, nicht reißt, besonders leicht oder schwer ist, nicht „fault“ bzw. von Pilzen zersetzt und nicht von Schädlingen befallen wird.

Nicht nur die Ernte, sondern die gesamte Pflege, bis aus einem kleinen Sämling ein großer Baum geworden ist, kostet viel Zeit und Mühe. So sind die Menschen seit Jahrhunderten daran interessiert, dass das Holz, wenn es dann geerntet wird, die besten Eigenschaften aufweist.

Die aus dem Holz hergestellten Produkte sollten natürlich auch möglichst lange ihren Zweck erfüllen. Zu der Zeit, als die Regeln entstanden, verfügte man noch nicht über die Möglichkeiten zur Trocknung und Haltbarmachung von Holz, die wir heute haben. Man war also darauf angewiesen, dass das Holz gut trocknete und nicht von Schadorganismen befallen und zerstört wurde.

So haben Handwerker festgehalten, wann und wo ihr Holz geschlagen wurde. Sie haben beobachtet, wie schwer oder leicht es sich danach bearbeiten ließ und ob später die Ergebnisse ihrer Arbeiten dauerhaft und von guter Qualität waren.

Im Laufe der Zeit stellten die Handwerker fest, dass die beobachtete Qualität mit dem Termin der Fällung zusammen hing. Viele Termine, an denen Holz mit besonders guter Qualität gefällt wurde, hatten scheinbar etwas mit einer bestimmten „Mondphase“ und mit der Stellung des Mondes vor bestimmten Sternbildern zu tun.

So entstanden durch Erfahrungen die „Mondholz-Regeln“.

Wenn man sie einhielt, sollte das Holz besonders gute Eigenschaften aufweisen.


Wie sehen „Mondholz-Regeln“ aus?

Einige der bekanntesten Regeln stammen von Michael Ober einem Wagnermeister in St. Johann – Tirol. Wann genau diese Regeln entstanden sind, ist nicht bekannt, nur dass sie am 25. Dezember 1912 von Josef Schmutzer abgeschrieben wurden. Wir haben diese Regeln in einem Buch gefunden, das sie widerum aus einem anderen Buch zitiert (siehe Quellenangabe unter den Regeln). Viele solcher Beobachtungen einzelner Handwerker sind sicher verloren gegangen oder nie aufgeschrieben worden.

Sehen wir uns drei dieser Regeln als Beispiel an.

„Krechtholz, bzw. Machlholz, Buchen usw. zu schlagen, daß es gleim bleibt und fest wird, soll sein der Neumond und der Skorpion.“

Michael Ober 2. Regel, 2. Satz, aus: Weinhold, L.: Zeichen Zum Holzschlagen Und Schwenden, aus Paungger, J.; Poppe, T. 1991: Vom richtigen Zeitpunkt., Irisana Verlag München (2. Auflage Jubiläumsausgabe 2018)

Krechtholz ist besonders gerades Holz für Werkzeuge. Aus Machlholz wurden z.B. Möbel oder Truhen gefertigt. Gleim bedeutet, dass das Holz sich nicht verzieht und kein Volumen verliert (nachdem es getrocknet wurde).

„Holz zu schlagen, daß es nicht kluftig wird, oder aufgeht, soll geschehen vor dem Neumond im November.“

Michael Ober 10. Regel, aus: Weinhold, L.: Zeichen Zum Holzschlagen Und Schwenden, aus Paungger, J.; Poppe, T. 1991: Vom richtigen Zeitpunkt., Irisana Verlag München (2. Auflage Jubiläumsausgabe 2018)

„Krechtholz oder Machlholz soll geschlagen werden den 26. Februar im abnehmenden Mond, noch besser, wenn der Krebs darauf einfällt.“

Michael Ober 12. Regel, aus: Weinhold, L.: Zeichen Zum Holzschlagen Und Schwenden, aus Paungger, J.; Poppe, T. 1991: Vom richtigen Zeitpunkt., Irisana Verlag München (2. Auflage Jubiläumsausgabe 2018)

Wir sehen, dass der Mond in verschiedenen Phasen, dessen Position vor bestimmten Sternbildern oder auch feste Tage im Jahr in den Regeln vorkommen können.

In den Regeln zu Fällung von Holz vom Forstgesetz des Großherzogtum Baden von 1827 werden die Termine nicht nur anhand der Witterung, sondern auch der Mondphase genau vorgegeben:

„Das Bauholz muß 2-3 Tage vor oder nach dem Neumonde und bei trockener Witterung, nicht aber wenn der Stamm naß und das Holz gefroren ist, gehauen werden.“

Behlen, Stephan, Christian Peter Laurop (Hrsg.) Handbuch der Forst- und Jagdgesetzgebung des Großherzogthums Baden. Schwan & Götz, Mannheim, 1827.

Eine Sammlung weiterer Mondholz-Regeln zeigen wir hier.